Regional
M
it dem tiefsten Burgbrunnen
Europas auf dem Kyffhäuser, dem
höchsten Fachwerkturm Europas auf
dem Possen bei Sondershausen und
dem schiefsten Kirchturm Deutschlands
in Bad Frankenhausen sind einige
Superlative der Region zwischen Kyff-
häuser und südlichem Harzvorland
genannt. Andere Orte sind die germani-
sche Funkenburg Westgreußen (Frei-
lichtmuseum), der Turm des einstigen
Klosters Göllingen, die Wasserburg in
der traditionsreichen Zwiebelstadt
Heldrungen. Zur Besichtigung empfoh-
len seien neben den Städten Nord-
hausen, Sondershausen und Stolberg
selbstverständlich auch das Panorama-
Museum auf dem Schlachteberg bei Bad
Frankenhausen, das Kloster Donndorf,
die Klosterschule Roßleben oder die
Veitskirche Artern. Europas größte
Modelleisenbahnanlage in Wiehe, der
Freizeitpark Straußberg oder das
Erlebnisbergwerk Sondershausen sind
Empfehlungen der besonderen Art
ebenso wie das kaum 100 Einwohner
zählende Dorf Friedrichsrode, dessen
„Kunsthof“ ein außerordentlich pulsie-
render Musentempel ist.
Das vor den Bergen des südlichen
Harzes sich erhebende Mittelgebirge
Kyffhäuser bedeckt zwar nur etwa 60
Quadratkilometer Fläche. Deren einma-
lige natürliche Ausstattung jedoch, de-
ren geschichtliche Bedeutung und stein-
gewordene Tradition machen den idyl-
lischen Höhenzug seit Generationen zu
einem beliebten Ausflugs- und Wander-
ziel. Kyffhausen war im hohen Mittel-
alter die größte deutsche Burgenan-
lage. Die aus dem vor Ort gebrochenen
roten Sandstein erbauten Unter-,
Mittel- und Oberburg sowie die Rothen-
burg bildeten das Zentrum des nordthü-
ringischen Königsgutsbezirkes. Auf den
hinter der Ortschaft Tilleda ansteigen-
den Vorbergen befand sich eine aus der
Höhe gut zu beschützende Königspfalz.
Wer heute auf den zu herrlicher
Rundumsicht einladenden Kyffhäuser
kommt, darf sich auch auf die Begeg-
nung mit dem stein- und sagegeworde-
nen Kaiser Barbarossa freuen. Über ihn
thront, in Bronze gegossen, auf dem
Pferde sitzend, Kaiser Wilhelm I. Ins-
gesamt 81 Meter hoch ist das Monu-
ment, in dessen Innerem Ausstellungen
über die wechselvolle Geschichte der
Burganlage und des Denkmals infor-
mieren.
Unweit des Kyffhäusers lädt die Bar-
barossahöhle ein, die vor 151 Jahren
kurz vor Weihnachten rein zufällig im
Zusammenhang mit der Wiederaufnah-
me des Kupferschieferbergbaus ent-
deckt wurde. Schon wenige Wochen
später wurden die ersten Besucher be-
grüßt, heute kommen jährlich etwa
200.000 Gäste in diese unterirdische
Wunderwelt.
Bad Frankenhausen
Die an der Wipper liegende Stadt hat
über Jahrhunderte die Salzgewinnung
und die Herstellung von Knöpfen ge-
prägt. Das „Bad“ im Ortsnamen verdankt
Frankenhausen seiner wohltuenden cal-
cium-, magnesium-, fluorid- und sulfat-
haltigen Sole, die hier seit dem Mittel-
alter gewonnen und seit mehr als 200
Jahren auch zur Heilung von Erkran-
kungen der Haut und der Atemwege an-
geboten wird. Das Kreisheimatmuseum
im ehemaligen Schloss präsentiert auch
zu diesem Teil der Natur- und Kultur-
geschichte der Region etwas. Ein Bum-
mel durch die einstige Residenzstadt
lohnt. Die von Resten der Stadtmauer
gesäumte Altstadt mit ihren Bür-
gerhäusern im Fachwerkstil, mit dem
klassizistischen Rathaus, den Kirchen
oder dem an die Oberburg erinnernden
Hausmannsturm strahlt ein einladend-
gemütliches Flair aus. Angst und Bange
aber kann einem werden, wenn man
sich dem Turm der Oberkirche nähert,
der „als schiefster Turm der Welt“ locker
einen Platz im Guinness-Buch bean-
spruchen könnte. Diverse Messbelege
existieren seit 1920. Damals war der 56
Meter hohe Turm 2,21 Meter aus dem
Lot, 1960 um 3,6 Meter und im Jahr
2005 beängstigende 4,22 Meter. Nach
jahrelangem Hin und Her hat nun die
Rettung des Turms begonnen.
Schon von weitem kommt dem Be-
sucher der Kleinstadt ein zylindrischer
Bau in das Blickfeld. Man kann ihn
schön finden oder auch nicht, sein In-
neres allerdings – das Kunsterlebnis im
Zauberberg der Geschichte – überzeugt.
Der Zweckbau beherbergt mit dem von
dem Leipziger Künstler Werner Tübke
(1929–2004) geschaffenen Monumen-
talgemälde „Frühbürgerliche Revo-
lution in Deutschland“ eines der spek-
takulärsten Auftragsprojekte jüngerer
Kunstgeschichte. In Form einer Rotun-
de offenbart sich dem Betrachter
ein geschichtsträchtiges Welttheater
von zeitlos-universalem Anspruch. Das